Mit diesen maßgeschneiderten Schühchen mache ich neuerdings morgens meine ersten Schritte in dieser Realität 🙂
Ich wußte vorher gar nicht, wie sehr sich das auf mein Wohlbefinden auswirkt, ob ich mit passenden oder irgendwelchen „dahergelaufenen“ Tretern in den Tag starte! 🙂
Das hier ist ein Experiment mit Altpappe (Buch-Versandkarton eines großen Onlinehändlers), Altlatex (kaputter Fahrradschlauch, ein Fundstück vom Wegesrand) und uuralten Stoffresten. Die allerdings sind nur vom Feinsten: Camelhaar-Loden, Seide, superzartes Wildleder. Also alles in Allem eine ziemlich interessante Mischung 😉
Das Oberteil: Das Schnittmuster fand ich durch „Auf-den-Fuß-Auflegen“ eines alten Nesselstückchens heraus: Den Stoff habe ich „irgendwie“ über den Fußrücken gelegt, bis zum Boden runtergezogen. Gleichzeitig direkt über dem Boden mit Nadeln die Konturen abgesteckt, was zunächst mal etwas wurschtelig und ungenau wirkt. Aber die genaue Form habe ich danach noch „feintunen“ können und erfreut festgestellt: Sie passt absolut genau auf die Form der Sohlen, weshalb das Draufstecken und Nähen sehr einfach geht.
Aber eins nicht vergessen: Etwas Nahtzugabe drangeben – besonders dann, wenn es kein so dehnbarer Stoff ist!
Leder und Seide habe ich zunächst aufeinandergesteppt (bei rutschigem Material Seidenpapier drunterlegen, mitsteppen und später vorsichtig wieder rauszupfeln). Und nach dem Aufstecken erstmal per Hand (Überwendlingsstich) mit der Sohle verbunden. Danach konnte ich perfekt Anprobe machen, ohne Gepiekse und bekam sofort einen realitätsgetreuen Eindruck davon. Dabei wurde klar, dass – bei diesem langgestreckten, superpassgenauen Oberteil – unbedingt kleine „Einstiegs-Schlitzchen“ offen gelassen werden müssen. Sonst ist da kein Reinkommen!
Die Sohle: Eine gut erhaltene, recht harte Pappe ist das Herzstück der Sohle. Darauf habe ich die Konturen von beiden Füßen einzeln gezeichnet, denn meine sind nicht ganz gleich 😉 Ich würde noch etwas „drangeben“, damit der Fuß später nicht hinten überragt. Das hatte ich nämlich nicht gemacht (Shame on me! als Ex-Schneiderin ;-).
Aber bei meinem dehnbaren Material ist es nicht so wild. Ich komme mit den Fußspitzen bis genau vorne dran, und habe dadurch keinen Längenverlust. Sollte aber jemand das nachmachen, würde ich bei der Bemessung der Sohle nicht zu kniepig sein…
Die Pappe sollte besser keine großwellige Wellpappe sein, denn die Wellen würden eh nur plattgetreten. Nach ca. 2 Wochen täglichem Einsatz kann ich nun sagen: Mein Buchversandkarton ist unerwartet strapazierfähig. Die Pappe macht jede Bewegung mit und hat sich allmählich meinem Fuß angepasst.
Geschützt wird sie auf der Oberseite mit einer Lage aufgestepptem Camelhaar-Loden: Ein wunderbares Barfußgefühl!!! Auf die Unterseite habe ich eine Schicht Wildleder geklebt – aber erst nach dem Ansteppen des Oberteils. Auf diese Weise kann die Steppnaht nicht durch das Drauf-Gehen abnutzen und wieder aufgehen.
Um das Wildleder nicht zu sehr zu strapazieren, und bloß nicht auszurutschen, habe ich Streifen aus einem kaputten Fahrradschlauch aufgeklebt. Und zwar an den Stellen, die wohl die meiste Belastung aushalten müssen. Ich bin begeistert von der „Antirutsch-Wirkung“ dieses kostbaren Schlauchs. Vorher hatte ich ihn als „Theraband“ – Ersatz genommen, was auch schon nicht schlecht war. Nun erlebt er bereits die 2. Umwidmung oder sein 3. Leben. Wenn das mal nicht nachhaltig ist, weiß ich´s auch nicht 😉