Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern
gelebt haben.
Machen wir uns von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten
laden uns zu neuem Leben ein. ~Christian Morgenstern
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Seit
Anfang Februar 1961 auf dieser Welt, fühlte ich mich allerdings
die meiste Zeit meines Lebens nicht sehr zu Hause in ihr. Ich war
ein "stilles Kind", beobachtete am liebsten vom Rand aus,
was um mich herum vor sich ging. Was ich da sah und erlebte weckte
mein starkes Bedürfnis nach Harmonie und Ausgleich zwischen den
"Fronten". Heute weiß ich, dass ich vieles so gründlich
gelernt und am eigenen Leib erfahren habe, um andere Menschen besser
verstehen zu können. Auf diesem Weg ist mir viel begegnet, was
ich mir angeeignet, aber als - für mich - ungeeignet wieder zur
Seite gelegt habe. Alles war richtig zu seiner Zeit, war ein weiterer
Schritt auf dem Weg bis das zu mir kam, was ich eigentlich
suchte. Aber das wußte ich erst als es da war. Es war ein winziger
Hinweis, der "zufällig" über meinen Bildschirm
flatterte, den ich früher vehement abgelehnt hätte: Hör
auf, dir so viel Mühe zu geben! - Wie bitte? Das soll
wohl ein Witz sein! - Ich bin mir heute noch dankbar, dass ich neugierig
genug war, der Sache nachzugehen. Denn es wurden mindestens zwei grundsätzliche
Überzeugungen in Frage gestellt, die für mich unantastbar
waren - die aber wie nichts anderes mein Leben bestimmten:
- Je stärker ich mich
anstrenge, umso mehr erreiche ich. Diese Auffassung vom Leben
führte dazu, dass ich kräftemäßig ständig
am Limit lebte und sehr viel krank war. Irgendwie fühlte
ich mich dauernd wie im falschen Film, wußte aber keinen
besseren Ausweg, als so gut wie möglich mitzuspielen.
- Das ist halt mein Schicksal.
Mit dieser Auffassung ging es dann meistens noch mal eine Weile.
Und ich muß sagen, sie hatte auch ihre guten Seiten: Die
Not hat mich sehr erfinderisch gemacht, sehr viel kreatives Potenzial
frei gesetzt, das mir jetzt noch zu gute kommt. Heute würde
ich nicht mehr diesen Umweg wählen, aber damals wußte
ich es noch nicht besser.
Um mir die neue (mühelose)
Sichtweise zu erlauben, brauchte ich erstens Mut. Und zweitens mußte
ich mich sehr langsam daran gewöhnen. Schritt für Schritt
"entwöhnte" ich mich von bestimmten Vorstellungen und
selbstverleugnenden Lebensregeln, die für mich ganz selbstverständlich
waren. Im gleichen Zuge kam erstmals Leben in mein Leben -
ein ganz neues Gefüh! Trotz anfänglicher Skepsis ging nicht
alles den Bach runter. Sondern mein Leben veränderte sich
"angepasst" - in meinem eigenen Stil und Tempo. Genauso
viel oder so wenig, wie ich gut verkraften konnte - auch wenn
auf ersten Blick nicht immer so aussah. Das ist für mich eine
sehr wichtige Erfahrung, denn sie hat meine unterschwellige Angst
vor den Auswirkungen von Veränderungen genommen. Ich hoffe, das
kommt in meinen Berichten auch ein bißchen "durch"
;-)
Inzwischen kann ich
auf mehr als 9 Jahre zurückblicken, in denen ich so lebe - ein
bißchen "anders" halt. Wenn mir das früher jemand
vorausgesagt hätte, ich hätte es nie und nimmer für
möglich gehalten! Könnte ich nochmal da anfangen, wo ich
im März 2003 stand, dann würde ich auf der Stelle aufhören,
mir noch irgendwelchen Streß oder irgendwelche Sorgen zu machen.
Denn ich wüßte mit Sicherheit: Es wird gut ausgehen - egal
wie es ausgeht :-)
Andrea Ajana Oeynhausen,
im August 2012
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